Jaidhof
MODELLREGION
In der Gemeinde Jaidhof im südlichen Waldviertel nördlich von Gföhl (Bezirk Krems-Land) finden sich auf über 130 ha land- und forstwirtschaftlicher Nutzfläche alle regionaltypischen Lebensräume wie Äcker, Wiesen, Teiche, alte Obstbaumbestände, Baumreihen, Raine in Verzahnung mit Siedlungsstrukturen und Gehöften. Der Grundbesitzer Guntard Gutmann von der Gutmann'schen Forstverwaltung ermöglicht es, unter Einbeziehung seiner Pächter, umfangreiche Maßnahmen für den Schutz der Artenvielfalt, den Klimaschutz sowie einer nachhaltigen Landwirtschaft mit besonderer Berücksichtigung der Biotopvernetzung umzusetzen.




In Summe wurden 13,5 ha Biodiversitätsflächen umgesetzt. Die Biodiversitätsflächen setzten sich aus neueingesäten Blühstreifen sowie bereits bestehenden Ackerbrachen und Wiesen zusammen. Die Neueinsaat erfolgte im Frühjahr 2023.
Es wurden fünf verschiedene ÖPUL-Blühmischungen zur Anlage von Biodiversitätsflächen auf Acker eingesät. Zum einen Saatgut mit über 7 Mischungspartnern und zum anderen auch artenreiches, regionales Saatgut mit über 30 Arten, welches für den DIV-Zuschlag im neuen ÖPUL 2023 geeignet ist.
Die Pflege der artenärmeren Blühflächen erfolgt hauptsächlich durch Häckseln in einem zweijährigen Rhythmus. Die artenreichen Blühflächen werden einmal jährlich gemäht. Die Pflege der Wiesen und Ackerbrachen erfolgt durch Mahd, wobei auf einigen Flächen Teilbereiche (10-25%) erst beim zweiten Schnitt gemäht werden oder über den Winter stehen bleiben.

FLÄCHENBILANZ
5,5 ha Neueinsaat
(21 Flächen)
rd. 8 ha Ackerbrachen und Grünland (15 Flächen)
Monitoring
ERSTE ERKENNTNISSE
Um die Wirkungen der angelegten Biodiversitätsflächen sowie von bestehenden Grünlandflächen aus ökologischer Sicht zu evaluieren, werden die Artengruppen Wildbienen, Schwebfliegen und Zikaden sowie die Vegetation auf 15 Probepunkten bzw. Transekten erfasst.
Das Monitoring startete 2023. Die ersten Erkenntnisse zeigen...
SAATGUT
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Mit der Ansaat der Blühstreifen konnten vielfältig zusammengesetzte Pflanzenbestände etabliert werden. Im ersten Jahr sind zwischen 35% und 84% der eingesäten Arten aufgegangen.
Zwar noch unscheinbar, aber viele mehrjährige Arten sind im ersten Jahr als Blattrosette erkennbar, darunter Wegwarte und Natternkopf (zweijährig) sowie Wiesensalbei und Wiesenflockenblumen (ausdauernd).
Die mehrjährigen Arten entwickeln sich im ersten Jahr langsam und sind zunächst weniger konkurrenzfähig. Für das zweite Jahr 2024 wird jedoch erwartet, dass sie sich deutlich stärker etablieren und durchsetzen.
INSEKTEN
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Im Jahr 2023 wurden nur wenige Wildbienen gefangen, vermutlich aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen. Dennoch wurden zwei seltene Arten nachgewiesen: Gewöhnliche Goldfurchenbiene (Halictus tumulorum) und Spargel-Schmalbiene (Lasioglossum sexnotatum).
Schwebfliegen sind besonders gut an feuchte Standortbedingungen angepasst. Die meisten Individuen wurden daher auf feuchten Wiesen und in der Nähe von Gewässern gefangen. Darunter eine Seltenheit: Pipizella virens (bisher ohne deutschen Namen).
Das Blühangebot hat keinen großen Einfluss auf Zikaden. Strukturvielfalt, Pflegeregime und Nutzungsgeschichte der Wiesen bestimmen ihre Vielfalt und Anzahl. Es wurden 70 Arten mit zum Teil hohen Individuendichten gefangen, darunter gefährdete Arten wie die Gemeine Seggenblattzikade (Notus flavipennis) und die Schwadenspornzikade (Struebingianella lugubrina).
Die Ackerbrachen und Wiesen deuten somit bereits auf einen hochwertigen Lebensraum mit einem diversen Nahrungsangebot hin!



